Welcome to the Bahamas and have a nice day
Meine Sylvesterparty findet in einem fliegenden VW-Käfer statt.
Gut zwischengelandet, alles „on time“ und totz des vielen Umsteigens keine Kofferverluste, besteige ich in Miami die letzte Maschine in Richtung Bahamas. Naja, was heißt schon Maschine und was heißt eigentlich umsteigen?
Beim Security-Check in Miami erwartet mich ein noch nie gesehenes neues Feature um die Passagiere zu hänseln. Also ordinäres Schuhe-an-aus, Flüssigkeiten vernichten, Feuerzeug-Entzug und Gepiepse ist nicht genug.
Ich werde gebügelt.
Eine Kabine wie ein Transformator bei Scotty auf der Enterprise. Bitte treten sie ein, die Tür schließt sich automatisch, Klaustrophobie ahoi und es geht los. Die Geräusche sind wie in der Reinigung nebenan wenn die Oberhemden von Herrn Schmidt geplättet werden: Pscht, pscht, pssssscht. Marilyn Monroe verliert garantiert das gesamte Kleid. Endlos wird rundrum gedämpft. Dann grünes Licht und ich darf endlich die Schuhe anziehen und mein Feuerzeug in den Müll werfen.
Im letzten Winkel am Flughafen befindet sich laut Tafel mein angezeigtes Gate. Um die Uhrzeit sitzen doch tatsächlich noch 4 Personen im Warteraum. Haben die eigentlich kein Sylvester oder kein Zuhause?
Ich fülle die Formulare zu der Einreise auf die Bahamas aus. Ähnlich konzipiert wie die giftgrünen US-Papiere mit Verschreibgarantie. Eine freundliche Frau am Schalter reicht mir alles Notwendige aber irgendwie hab ich das Gefühl, sie weiß nicht was sie tut und eigentlich macht sie hier nur sauber. Ich habe keine anderen Vorschläge, mache was sie sagt und sitze im Warteraum.
Mit einmal höre ich „Last Call Mrs. Thater“. Aha. Der Last Call gilt für Gate 7, das ist nicht da wo ich sitze.
Ok, dann spare ich mir bei der Sauberfrau die Nachfrage und renne los. In London hatte ich das schon mal. Ich bin so gelaufen, noch barfuß nach dem Security-Check, dass ich 1 Stunde während des Heimflugs nicht sprechen konnte. Damals hab ich gedacht, dass wäre ein guter Zeitpunkt mit dem Rauchen aufzuhören.
Also ich renne.
Rein in die Kiste. Nachdem ich realisiere wo ich bin wird mir ganz schwummerig. Das Personal, welches jetzt noch arbeiten und ausgerechnet hier in diesem „Ding“ seinen Dienst tun muss, ist bestimmt strafversetzt worden oder hat schwere Buße zu leisten.
Ganze 5 Personen sind in diese kleine Kiste eingepfercht. Die Kabinentür schließt sich und der VW-Käfer hebt ab. Ich bin müde und lehne meinen Kopf an die Boardwand. Nachdem ich so ein merkwürdiges Knacken höre nehme ich den Kopf wieder weg und bete dass die Außenhaut hält. Es ist so laut in der Maschine, dass ich dem Strafversetzten durch Zeichensprache sage, dass ich einen Apfelsaft möchte. Ich wunder mich sowieso, dass man uns was anbietet und das überhaupt jemand außer dem Affen im Cockpit da ist. Das flackernde Kabinenlicht ist an und lässt mir alle Absturz-Fantasien offen: Abgeplatzte Farbe überall, sich nicht schließende Oberfächer, wackelnde Sitze und komische Geräusche.
Nach ca. 1 Stunde über dem Meer landen wir. Als wir aufs Rollfeld aussteigen stehen schick uniformierte Generäle bereit, die uns salutierend begrüßen. Entweder spinnt PokerStars jetzt völlig oder ich bin mit Muammar al-Gaddafi geflogen.
Ich sammel schnell meine Koffer ein und suche mir einen Fahrer der mich ins Atlantis Resort nach Paradiese Island bringt.
Die Fahrt dorthin geht durch Slums, aber an brennenden Mülltonnen wird fröhlich Sylvester gefeiert. Aussteigen oder Radpannen kämen jetzt trotzdem nicht so gut. Nach ca. 30 min fahren wir über eine imposante Brücke und der Anblick lässt selbst mich Übermüdete staunen: Ein gigantischer Gebäudekomplex, wirksam beleuchtet, erhebt sich aus dem Nichts. Atlanis. Oh mein Gott. Da haben die sich was einfallen lassen.
Ich drücke dem Fahrer $30 in die Hand, dafür muss ich mein Gepäck selber tragen. Es ist ein wenig wie in Vegas. Große Eingangshalle, noch alles weihnachtlich geschmückt, wuselndes Personal, laute Musik und parfümierte Luft.
Ich checke in den Royal Tower ein und geh auf mein Zimmer. Endlich.
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