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Schläft die eigentlich auch mal?

Nee.
Ich bin im Online-Fieber.

Da ich gerne meinem Ruf gerecht werde, als Deutsche immer ordendlich & zuverlässig zu arbeiten, spiele ich die letzten 10 Tage intensiv online bei PokerStars. Und zwar querbeet.

Ich stehe bei FLHE 50/100 heads-up auf um mich mit Bekannten an einem Phycho Low-Limit Fullring 7-Card-Stud zu treffen. Und dann wieder rückwärts.
Links und rechts durch Varianten & Limits. Nur NLHE? „One-Trick-Pony“? No way. Ich spiel alles und hab meistens ne Menge Spass.

Das gute alte 7-Card-Stud ist live kaum mehr zu finden und ich geniesse es mal wieder diese Variante zu spielen. Es ist so ein wenig wie beim Fahrradfahren: Einmal gelernt – geht immer wieder.
Ich kann meine Gegner meist auf den Punkt genau einschätzen. Das schützt leider nur nicht vor Treffern, die die Gegner dann trotzdem landen.
Klassiker beim Stud sind: 2 Paar Könige mit 4 Karten vs. 1 Paar 9, letzte Karte Drilling. Das Komplizierte am Stud, im Gegensatz zu den „Gemeinschafts-Board-Spielen“, ist sicherlich, dass man die Nuts nicht kennt. Der Gegner kann Quads umdrehen und es liegt kein Paar offen. Man muss also beim Stud seine Mitspieler sehr gut einschätzen können, mehr noch als beim Holdem oder Omaha.

7_CARD_STUD_1

Die 30/60 Partien sind oft shorthanded aber zu bestimmten Uhrzeiten kommt sogar manchmal ein voller Tisch zusammen.
Dieses Spiel ist wirklich was für Spezialisten. Absolut TV-untauglich, für Neulinge beim Pokern einfach zu kompliziert, für die Ungeduldigen gleich gar nix und die alten Hasen spielen einfach zu gut, als dass man ihnen Geld abnehmen könnte.
Nicht umsonst ist die absolute Krönung des Pokerns das „H.O.R.S.E -Spiel“, welches ja gleich 3 x Stud beinhaltet. Leider kann man es nicht an mehreren Tischen gleichzeitig effektiv spielen, da man sich alle offenen und gegebenen Karten merken sollte und somit den ganzen Tisch genau im Auge behalten muss.

Im PokerStars-Fieber schwänze ich Donnerstag sogar das 300-er Weekly Turnier in der Esplanade (+ das leckere Cashgame anschließend) und gehe lieber mit Freundinnen aus. Vorher wollten wir noch was essen gehen und anschließend in einen langweiligen Schlipsträger-Schicki-Micki-Außenalster-Schuppen zum Abrocken oder zumindest einen Skandal anzetteln.
Das Essen-Gehen an einem Donnerstag ohne Tischreservierung gestaltet sich in Hamburg zu einem echten Abenteuer, letztendlich landen wir natürlich wieder in Casino-Nähe. Das „Tarantella“ in der Spielbank Esplanade hatte sich eh schon in den Stammkneipen-Status meines Mannes hochgekocht und so stehen wir 4 Grazien in dem auch überfüllten Restaurant. Kein freier Tisch in Sicht, die Kellner schütteln mitleidig das Haupt und unsere Mägen melden sich leicht hysterisch.
Bevor die Unterzuckerung komplett einsetzt entdecke ich in einer lauschigen Ecke eine Gesellschaft, die bereits Espresso und Petit Fou vor sich stehen hat. Das ist doch die Gelegenheit! Ich gehe zum Tisch, zeige auf meine Freundinnen und grinse die Herren an: „Wollt ihr nicht mal aufstehen? Wir haben so viel Hunger und keinen Platz.“

Nee, die wollen noch nicht aufstehen, bitten uns aber netterweise erfreut dazu. Es wird gerutscht, Speisekarten für die Mädels werden geordert, Schampus bestellt und ab gehts. Wir haben einen sehr vergnüglichen Abend, essen zuerst die Nachspeisen wie geeiste Himbeeren mit Tahiti-Vanilleeis, dann „Himmel & Hölle“ mit Gänseleber und unterhalten uns köstlich mit den Platz-Gebern. Von Teddy erfahre ich Details aus seiner 2. Ehe mit einer bezaubernden Dänin ohne Akzent und Christian besteht darauf die Rechnung zu übernehmen.
Gegen 12 schlagen wir leider die Einladung ins neue „Byblos“ aus und fahren (uiuiui – Füüüüührerschein) in Richtung „Insel“. Bine wollte ja unbedingt in diesen Laden. Ich war da das letzte Mal vor 15 Jahren, fands doof und es hat sich auch nix geändert. Frauen mit verzweifeltem Nimm-mich-mit-Gesichtsausdruck auf der Tanzfläche, Goldknopf-ich-bin-reich-oder-tu-nur-so-Jacket an der Tanzfläche. Toni (Next-Top-Model-bei-Heidi-Klum übrigens) amüsiert sich und verarscht die Goldknöpfe; Rella steht an der Tanzfläche, schüttelt ihr Harley-Davidson-T-Shirt zum DiscoFox und kommuniziert in Zeichensprache mit Untertiteln: „Können wir nich aufn Kiez? Was sind das denn hier für Spacken?“

Das reicht wieder für die nächsten 15 Jahre und der Kiez macht eindeutig mehr Spaß. Also, Bine, das nächste mal Hans-Albers-Platz.

Gestern habe ich dann neben Schreibtisch, Pferd, Hund und Onlinespielen bei PokerStars mal wieder zur Abwechselung live NLHE Cashgame in der Esplanade gespielt. Allerdings fallen mir gegen 1.30h schon die Augen zu und ich verlasse die Spielbank.

„Schläft die eigentlich auch mal?“ Na, ja, ab & zu.

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