Menu

Nach was riecht eigentlich Outlook?

Zeitweilig fühle ich mich wie Jean-Baptiste Grenouille in seiner letzten Stunde auf dieser Erde. Nicht der stinkende Fischmarkt in Paris frisst mich auf sondern vielmehr meine zahlreichen Telefone, mein MSN und mein Terminkalender im Outlook.

„Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Ich dachte Du spielst nur Poker?“

Jeder will anscheinend unbedingt ein Stückchen besitzen und es wird so lange an mir gezerrt, dass ich mittlerweile mit dem Laptop auf dem Bauch während der Wcoop einschlafe.
Ich bin ein Bildschirmschoner sozusagen.

Dabei mache ich eigentlich gerade das, was mir wirklich Spaß macht: Reisen in die schönsten Städte Europas und EPT spielen.
IntelliPoker-Newsredakteur Robin ist diese Saison das erste Mal dabei und hat mich auch nach Barcelona begleitet.
Dank guter Berichterstattung durchs Internet muss ich ja nicht mehr viel über meinen Verlauf des Turniers berichten. Fotos stehen übrigens auf meiner Webseite in der „Galerie“ zur Verfügung. Ich hab auch mal selber die Kameras und Fotoapparate geknipst die mich ständig auf Schritt & Tritt verfolgen.

Kamera_PSGroße Kamera

Nach 3 (von 12) Tagen in der wunderschönen Stadt sagt Robin zu mir: „Scheiße, ist das anstrengend.“

barcelona_PauseSpaß mit Pausen-Clowns in Barcelona

Zurück aus Barcelona muss ich leider auch wieder meinen Terminkalender aufmachen und spiele sofort als erstes am Abend das Heads-up für $2000 gegen den Tournament Leader Board-Winner bei PokerStars. Die TLB-Winner suchen sich die zu spielende Variante aus und haben wöchentlich die Chance HU gegen ein Team-Mitglied vom PokerStars Team anzutreten. Jetzt so im Nachherein weiß ich eigentlich gar nicht mehr was genau wir eigentlich gespielt haben, der Chat war ziemlich voll und ich lag am Anfang ganz schön zurück.
Wahrscheinlich war ich wohl wieder eingeschlafen oder nebenbei mit Kofferauspacken beschäftigt. Letzten Endes wache ich dann doch wieder auf, gewinne ein paar entscheidende Hände und nach 45 Minuten war für Ozzie der Spuk vorbei.

Die Woche geht dann auch gleich knackig weiter. FAZ macht stundenlang ein Interview für ein Portrait und bringt zu allem Überfluss auch noch einen Fotografen mit, am nächsten Tag steht ein langes Treffen mit Animazing an und am Freitag ist Turnier in Bremen. Die angekündigten TV-Sachen kann ich aufs Minimum reduzieren, der lokalen Presse gebe ich schnell noch vor Turnierbeginn ein kleines Interview + Fotos. Zwischendurch geht meine Waschmaschine kaputt, ich bekomme Fan-Besuch ins Büro und Jan und Roy spannen mich für alles Erdenkliche ein.

1Royal_Flush_FTNebenbei noch Fotoproduktion

In Bremen lief es so „lala“. Wir haben einen starken Tisch, das Pokern macht direkt Spaß. In der Turnierpause verzichten wir auf die Erbsensuppe in Pappbechern und entern mit der Hamburger Mannschaft das nächstgelegene Restaurant. Frank Koopmann ordert für alle Schnitzel im Riesenformat und Johannesbeerschorle. Wir essen und erzählen Witze, dass wir gar nicht mehr wissen von was uns eigentlich die Bäuche wehtun. Ben Kang lässt die Hochgepokert-Kamera laufen, entscheidet sich aber aus Jugendschutzgründen gegen eine öffentliche Ausstrahlung.

Zurück im Turnierraum geht’s dann gleich weiter. In den Lachpausen gibt’s eine Hand oder vielmehr eine Begebenheit, die den ganzen Tisch erschüttert. Keine Ahnung wie ich das immer hinbekomme – 1 Woche später gab es in London  sogar ne kleine Fortsetzung.

Blinds sind noch moderat, UTG limpt, MP 2 Leute limpen und ich sitze hinten und raise ordendlich. UTG bezahlt, die anderen werfen weg und wir sehen HU einen Flop: 3 T 7 rainbow. Er spielt etwa Pot an und ich erhöhe auf den 3-fachen Betrag. Er raised noch einmal und ich reraise All-in. Er geht in the tank und wirft nach 2 Minuten Top Set T weg.
Mein Nachbar sagt zu mir: „Oh Katja, kann ich den Blick von Dir auch mal haben?“

Dazu kam es dann leider nicht mehr, Jan Jachtmanns Witze waren einfach zu gut. In der vorletzten Hand des Abends treffe ich die Entscheidung ob ich mit „nur“ Avarage Stack nochmal 300 km nach Bremen fahren will. Nein, definitiv nicht. Doppelt oder nix.

Es kam nix. Samstag frei. Glück gehabt.

Die kommende Woche vergeht im Flug. Dinge wie „Beat the Stars“ müssen angeschoben werden, Videos werden gesichtet, Buchhaltung wird gemacht und natürlich Reisevorbereitungen für das EPT in London.

1Team_Abfahrt_LondonTeam PokerStars bei der Abfahrt

Wir sollen bereits 3 Tage vorher kommen. Als erstes steht eine Pressekonferenz und das Charity-Turnier an – begleitet von Gavin, dem Finalsieger in Monte Carlo und PokerStars. 60 GBP Buy-in + 50 GBP Rebuy. Wir sollen so viele wie möglich machen – es ist ja für einen guten Zweck. Bei dieser Gelegenheit lerne ich ein neues Team-Mitglied kennen: Hevad Khan. Daniel ist da, Chris Moneymaker, Luca, Noah, Dario Mineri, Vicky Coren und auch Ex-Cheffe Lee Jones spielt mit. Die Hütte ist voll. Als wir ins Hotel zurückkommen spielen die meisten von uns noch Wcoop. Ich hab die Arschkarte und spiele ohne ITM bis 3 Uhr früh.

Am nächsten Morgen habe ich das schlechteste Frühstück meines Lebens. Wir wohnen im Hilton und irgendwie ahnte ich doch, dass diese Familie so rein gar nichts kann. Regular Breakfast mit Rührei. Als ich den silbernen Deckel hochhebe muss ich fast kotzen. Ich schnappe mir den Kaffee und schiebe das Tablett mit dem Fuß aus dem Zimmer.

ChartiyDealer bei der Charity

Um 14.ooh ist das PokerStars-Staff Turnier. Gespielt wird um die Ehre, was dem Ablauf keinen Abbruch tut. Anschließend findet die Supernova-Party auf einem Boot auf der Themse statt. In London braucht man mit dem Taxi grundsätzlich 30 Minuten, ganz egal wohin man fährt. Und wir fahren viel. Die Party ist gut besucht, es gibt leckeres Essen (wir sind ja nicht im Hilton…) und der Alkohol reguliert das Schwanken des Schiffes. Beim Zwischenstopp um kurz nach 9 springen die Team-Mitglieder von Board um noch schnell Wcoop zu spielen. Taxi: 30 Minuten. Turnier 6 Stunden. Wieder bis 3 und wieder ohne Kohle.

1Wir_ham_uns_liebWir ham uns lieb

Am nächsten Morgen ist EPT Day 1A. Eigentlich wollte ich mal ausgeschlafen und mit Frühstück im Bauch spielen, klappt leider wieder nicht. Das Grosvenor Casino ist brechend voll, alles findet auf einer Ebene statt. Mit 20 Minuten Verspätung geht es los. An meinem Tisch sitzen „El Blondie“, John Kabbaj und einige bekannte Spieler.

Es geht bisschen hin und her, John Kabbaj verliert gleich am Anfang 7000 Chips an eine Blödnase auf Platz 4. So gut mit Chips ausgestattet raist dieser nun jede Hand auf mindestens 4-fachen BB – no matter what and no matter what position. Ich schau mir das so ne Weile an und warte.

Am Ende des Level 2 raist er wieder in EP in alt bekannter Manier. Ich reraise ihn ziemlich deutlich mit AJ auf dem Button. Ich denke mir, dass er (falls er überhaupt was hat) entweder ein kleines bis mittleres Paar oder aber so was wie KJ/ KQ hält. Schlechtes A ist auch möglich. In ziemlich allen möglichen Szenarien bin ich vorne, selbst wenn er schlimmstenfalls ein kleines Paar hat wird es schwer für ihn out of position auf dem Flop weiterzuspielen. Entweder versucht er einen Continuation Bet in der Position oder aber er checkt. Ich kann es ja abwarten.

Er zahlt natürlich die Erhöhung und wir sehen HU den Flop AA4 mit 2 Karo. Er bettet rein. Damit habe ich ja schon gerechnet und raise ihn. Er zahlt. Turn Pik 8. Er checkt und ich gehe All-in. Der Pot war mittlerweile über 6000 und genau die habe ich noch.

Schönes Ding für ihn. Volltreffer sozusagen. Ich kann nicht improven und schaue in ein Full-House 4 mit A. Kabbaj schüttelt den Kopf.

Ich scheide im 2. Level aus. Die Hand war blöd.

Das Gute ist, ich bin zurück auf dem Pariser Fischmarkt und darf wieder mein Outlook aufmachen. Gerade sehe ich, dass ich für das Bundeswehr-Radio ein paar Grüße in den Kosovo schicken soll – na dann.

Categories:   Blog

Comments