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Na zdrowie!

Papa ist schon immer nach Polen gefahren. Der schönen Landschaft wegen und natürlich weil Ella so gut kocht. Schon als Kind wurden mir Geschichten aus dem alten Ostpreussen erzählt und ich bekomme als Handgepäck Listen mit Sehenswürdigkeiten, die ich unbedingt in Polen besuchen soll. Na gut Papa, ich fliege bloß nach Warschau und ich würde mich wundern mehr als das Casino und den Flughafen zu sehen.

Schade eigentlich. Denn der Eindruck, den ich von Polen habe, ist wirklich eine Reise wert. Ich komme ja viel rum und habe mit den unterschiedlichsten Menschen und Kulturen zu tun. Mit muffeligen Barcelonesen, schrägen Iren, durchgeknallten Skandinaviern und geadelten Engländern. Die Polen sind einfach nur reizend.

Am Hamburger Flughafen wartet Thang Duc, der sich noch in Dortmund kurzfristig dazu entschlossen hat mit nach Warschau zu kommen. Seine Frau Kim bleibt zu Hause; so auch Jan, der hier im Office super viel zu tun hat. Mehr oder weniger pünktlich besteigen wir die LOT nach Warschau und ich sitze neben einem sehr netten älteren Herrn, der mir sofort die Leselampe anmacht und drei Sprachen der Unterhaltung zur Auswahl anbietet: Deutsch, polnisch oder englisch. Wir entscheiden uns für einen Mix aus D-E, da mein Polnisch sehr rudimentär ist und über Trinksgesänge nicht hinausgeht. Der Typ ist so reizend, ich könnte ihn glatt adoptieren. Nach der Landung begleitet er mich sogar zum Kofferlaufband (obwohl er selber gar keinen dabei hat) und setzt mich, mit einer deutlichen Anweisung an den Fahrer (wahrscheinlich „Keine Stadtrundfahrten!“ „Bescheiß sie nicht!“)  ins Taxi. Thang und ich düsen ohne Umwege direkt ins Hyatt Regency.
Das Hotel ist erste Sahne. Die Zimmer sind Luxusklasse, das Personal aufmerksam und das Beste: Das Casino Poland ist im Souterrain des Hyatt. Bedeutet: Keine Shuttle Bus Fahrten, ich kann in den Pausen aufs Zimmer und wenigstens Sekundenschlaf machen.

puddingNachtischbuffet

Am nächsten Mittag ist unser Day 1b. Ca. 300 Teilnehmer haben den Weg nach Warschau gefunden, unser Starterfeld ist mit etwas mehr als die Hälfte besetzt. Wie immer sind große Namen unterwegs aber wohl bedingt durch die Kurzfristigkeit der Veranstaltung sind deutlich weniger Medienvertreter (heißt: weniger Termine) anwesend. Mir ist es sehr recht und ich freue mich über meinen ausgelosten Platz ganz hinten in einer Ecke mit dem Rücken zur Wand. Auf den Turnierbeginn wartend kuschel ich auf der Treppe  ein bisschen mit Andy Black, der mich noch mal die Strategien abfragt. Er ist leider bereits ausgeschieden und betätigt sich, ausgerüstet mit Rotwein, fiesen Witzen unter der Gürtellinie und irischem Charme als erfolgreicher „Cleaner“ an den Cashgametischen.
Mein erster Turniertag startet sehr gut, ich habe innerhalb von einer Stunde 50% mehr Chips in meinem Stack. Ich habe einen starken Tisch erwischt: Arshad Hussain, Roy Brindley  (der jede Hand raist) einen ganz unangenehmen Amerikaner und  drei Skandinavier in der Reihe. Dann passiert wieder das Unvermeidliche und Arshad Hussain zu meiner Linken kauft einen Gutshot auf dem River gegen meine 2 Paar JJ. Ich rieche das schon und Gott sei dank (warum auch immer er nicht raist..?!) callt er nur meinen Bet auf dem River. Andernfalls hätte ich passen müssen. Dann werfe ich KK auf einem A25 Flop weg als der Big Blind out of position sofort reinsetzt. Der Tag geht ohne große Highlights vorbei und ich beende ihn mit einem sehr kleinen Rest von 11.800 Chips. Immerhin bin ich noch drin und habe mir die Option auf den nächsten Tag offen gelassen. Viele Spieler sind dazu nicht bereit und knallen ihren „Rest“ dann kurz vor Schluss rein.

Am nächsten Morgen treffe ich Ken Lennard mit seiner Freundin beim Frühstück am Omelette-Stand. Die beiden haben sich im Arm und ich sage, dass ich Jan auch so vermisse. Darauf sagt Ken: “ I saw you playing yesterday and I miss your confidence!“. Upps. Ja, er hat recht. Ich muss die Treffer gegen mich noch lockerer nehmen, mich noch weniger damit in der bereits nächsten Hand beschäftigen. Noch mehr fokussieren.
Ich esse mein Omelette mit Marcel Lüske und wir beschließen die ganze EPT über in Warschau zu bleiben und lediglich die Hotel-Frontschilder auszutauschen (Barcelona, London, Dublin etc.). Es ist alles perfekt: 24 Stunden das tollste Buffet, sehr gutes Hotel, supernette Menschen, angenehmes Casino, geiles Cashgame.

Es geht weiter.
Mit wenig Chips und durch Ken noch mal angespornt kann ich mich gleich in der ersten Hand verdoppeln. Jakob Juul macht einen Move auf dem Button und ich raise sofort aus dem SB all-in. „You have me, Katja!“ sagt er. Stimmt.
Dieses Turnier werde ich wieder den Wanderpokal bekommen, denn sofort werde ich gemoved. Mein nächster Tisch ist auch nicht gerade einfach: Tonnen von Chips sind unterwegs und ich habe Andreas Hoivold gegenüber. Die ersten 10 Minuten verhalte ich mich noch ganz ruhig und witzel rum, dass ja alle hier in der Lage sind mich abzudoppeln. Andreas übernimmt den Part, ich kann ihn schön erwischen und nehme ihm erstmal über 70% seiner Chips ab. Nachdem ich aus 11.800 vor einer Stunde nun über 50.000 habe wird auch dieser Tisch aufgelöst. Ich komme wieder in meine Lieblingsecke und hoffe dort mal länger sitzen bleiben zu können. Jetzt habe ich es mit Thomas Wahlroos, wieder Roy Brindley, Marius Thorbergsen und Elky zu tun. Mein linker Nachbar will sich gleich mit mir anlegen und fällt sofort auf die Schnauze. Ich mach einen Mega-Call und nehme ihm jede Menge Chips ab. Mit diesem Polster überstehe ich den Bubble von 24 Spielern und gehe in den Dinner-Break.

pry

Es wird jetzt bis zu Finaltisch (8 Spieler) weitergemacht. Als wir noch zu Elft waren, dass heißt 2 Tische je 5 bzw. 6 Spieler, kommen zwei für mich wichtige Begebenheiten. Die erste war eine Hand gegen Pyran de Mel. Ich raise auf dem Button mit TT. Pyran sitzt im BB. Er grinst. Es ist exakt die gleiche Situation wie in Dortmund vor einer Woche. „You have TT?“. „You have AK?“. Unser Grinsen wird breiter. Alle anderen ziehen vorsichtshalber  schon mal die Köpfe ein. Wir entschließen uns  die Chips preflop reinzuschieben. Genau so war es natürlich, ich sehe sein AK und schreie übern Tisch “This time I will win my 52%!”. Jo, das ging dann auch und ich hab meine Revanche. Pyran bleibt shortstacked zurück und scheidet aus.

Die nächste Sache war gleich 30 Minuten später. Zu fünft am Tisch kosten Ante & Blinds ein Vermögen, gerade fü mich mit wenig Chips ist das der Horror. Ich saß auch noch im Sandwich zwischen den beiden Chipleadern Fahrid Meraghni und Dennis Bejedal. Beide mit über 400.000. Ich habe den Button und war der Ansicht, dass bis zu mir keine Aktion war. Leider habe ich Fahrid übersehen, der wie bereits die ganze Zeit vornübergebeugt, mit den Armen über seinem unsortierten Chipstapel, die Karten dahinter (!)  auf dem Tisch lag. Und das ist nicht übertrieben. Ich hab halt nichts gesehen, hätte es aber sehen oder damit rechnen müssen, da er sowieso in jede Hand gelimpt war. Kurzum, ich hab gepennt und gehe mit QJ All-in. Der SB zahlt, der BB wirft weg. So, nun dachte ich, ich bin mit Dennis alleine und zeige meine Karten. Ja schade, Fahrid erhebt sich aus seiner Schlafhaltung und ihm kommt ein müdes „Call“ über die Lippen. Meine Karten werden gezeigt, die Hand bleibt offen liegen und beide können noch einen Sidepot spielen. Der Flop kommt QQ9, beide checken, der Turn ist eine Blank. Check. River blank. Dennis checkt, Fahrid setzt.  Dennis raist All-in (was für ein Wahnsinn) und Fahrid instant callt. Er zeigt dieselbe Hand wie ich: QJ. Dennis hat AA und verliert einen Monsterpot. Ich bekomme 10 Minuten Penalty fürs zu frühe Zeigen und Dennis scheidet als nächster aus. Thomas Osmun ist ein paar Stunden vorher das Gleiche passiert und er musste auch für zu frühes Zeigen eine 10 minütige Rauchpause nehmen.

Während ich meine Zeitstrafe abstehe werden die beiden letzten Tische zusammengelegt und die letzten neun Plätze werden neu ausgelost. Ich verliere währenddessen noch einen Blind und das Ante. Als meine Zeitstrafe rum ist gehe ich zu meinen Stuhl und sehe gerade noch, wie der neunte Spieler ausscheidet.

Ohne Platz nehmen zu können geht der 3. Spieltag für mich zu Ende.

finaltablegroupDie letzten 8

Wie der Finaltisch gelaufen ist kann man am besten nachlesen unter www.pokerstarsblog.de oder etwas detaillierter unter www.pokernews.com.

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