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Anders

Bevor die Blogreihe „Nackten Tatsachen“ weitergeht kommt hier noch mal ein kleines Update aus dem ganz normalen täglichen Wahnsinn. Zwischen dem üblichen Büro-Allerlei, zig Terminen, Besprechungen und Turnier in Budapest gehe ich noch etwas PLO spielen in der Esplanade.

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Leider bin ich dort viel zu selten. In letzter Zeit habe ich fast ausschließlich unterwegs in den jeweiligen EPT Casinos Cashgame gespielt mit ganz unterschiedlichen Gegnern und unter ganz unterschiedlichen Bedingungen. Die volle Bandbreite an Vergleichen also.

Es geht ja die Mär um, die Partie in Hamburg sei etwas „anders“. Ein paar haben sich unter „anders“ wohl eher „leichter“ vorgestellt und sind auch des Öfteren schmerzlich belehrt worden. Die Partie dort ist, man könnte es vielleicht vorsichtig sagen, sehr gemischt. Aber genau das macht sie so gefährlich und unberechenbar, gerade beim Omaha. Man sitzt teilweise zwischen Gegnern, wo der linke Sitznachbar Full Asse durchlaufen lässt und die rechte Seite 3 Karten aus der Hand für die Straße benutzen will.

Ich hab auf jeden Fall mein 2. Wohnzimmer richtig vermisst. Die Location ist praktischerweise gleich um die Ecke, ich bekomme schon einen Milchkaffe hingestellt ohne was gesagt zu haben und die Parkmänner vom Valet gehen mit Paula Gassi.

In den ersten Stunden lasse ich mir den neusten Klatsch der vergangenen Wochen erzählen, wer was wie viel gewonnen oder verloren hat, wie diverse Im-und Exportgeschäfte laufen und wo man am besten in Hamburg zur Kosmetik geht. Wie Kosmetik? Frauen am Tisch? Nee. Mein Tipp-Geber lässt sich regelmäßig in einem Hamburger Salon die Brust mit heißem Wachs enthaaren und weiß auch die ultimative Faltencreme für Hände. Soviel zum Gesprächsstoff an einem Omaha Tisch.

Auf jeden Fall gibt’s wieder ein paar interessante Hände, Taktiken und Situationen. Wer jetzt neugierig nach Einzelheiten fragt, dem kann ich nur sagen: Geld nehmen, hinsetzten und eigene Erfahrungen machen. Einer meiner linken Nachbarn lässt sich ziemlich teuer aus einem Pot bluffen und kriegt das auch noch quer übern Tisch gezeigt. Um den Stachel noch ein bisschen tiefer reinzudrücken mache ich eine Bemerkung über die fiktive Größe eines seiner Körperteile.

Von jetzt an brauche ich nur noch zu warten. Es dauert auch. Ungefähr zwei Stunden muss ich noch Grünen Tee trinken, kleine Pötte spielen und in der Nase bohren bis ich meine kleine Saat ernten kann. Er gibt seinen gesamten Stack an mich ab. Aus Wut, Trennungsschmerz am Flop und sowieso und überhaupt. Dr. Sigmund Freud hätte sicher seinen Spaß daran gehabt.

In einer weiteren Hand muss ich etwas länger nachdenken und werde unfreiwillig mit dem mir neuen und einzigartigen Regelwerk der Esplanade konfrontiert. Hier sagen die Dealer „Time“ und das ganz nach Belieben. Also kaum den Handverlauf im Kopf noch mal kurz nachempfunden, höre ich schon von dem Menschen am Tray das böse Wort. Ich muss so verwirrt geschaut haben, dass mir mit einmal der ganze Tisch aufgebracht erklärt was da gerade abgeht. Das ist wirklich in der gesamten Welt einmalig, aber wir sind ja in Hamburg und wie ich eingehend gesagt habe, diese Partie ist „anders“.

Ganz anders sind auch Dinge, die ich manchmal zugeschickt bekomme. Es ist wohl ein gegenseitiges und unabgesprochenes Give-And-Take. Des Öfteren plündere ich Christin´s Merchandise Kartons und verschicke Goodies in alle Welt, ab und zu kommt halt auch mal was in meine Richtung. Auf jeden Fall war gestern schon mal vorgezogenes Weihnachten. Auf meinem Schreibtisch lag ein großer Umschlag mit dem schon per Mail angekündigtem, ultimativem Glückspaket. Heike aus Bayern, ihres Zeichens ebenfalls reitende Pokerspielerin kann es anscheinend auch nicht mehr mit ansehen, wie es dieses Jahr bei meinen Turnieren läuft. Da ich üblicherweise nichts unversucht lasse trage ich demnächst ihre kleinen Schätze:

1Glückspaket

Ich kann es auch grad nicht mehr sehen und bin froh darüber, dass es mir mittlerweile nicht mehr so viel ausmacht bei einem Turnier auszuscheiden. Kurz drüber nachdenken was passiert ist und warum. Mein Kerl sieht das schon sehr lange sehr gelassen. Der macht sich einfach keinen Kopf beim Turnierspielen: „Play good – get lucky“. Da hat er recht. Da macht es einfach die Mischung. Den Fold, der mich in Budapest die Hälfte meines Stacks und somit den Hals gekostet hat, hätte ich im Cashgame wahrscheinlich nicht gemacht.

Da ist es eben anders.

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