Menu

Zangengeburt

„Schatz, ich bin überfällig!“

Diese vier Worte lösen im Normalfall bei Männern mittelschwere bis schwere Reaktionen aus.

Die einen liebkosen noch ein Mal wehmütig die Schlüssel ihres Sportwagens und feiern statt Junggesellenabschied das beginnende Alcatraz, die anderen hingegen kriegen sich vor Freude gar nicht mehr ein und pinseln das ganze Haus in Hellblau. Zumindest geht diese Nachricht an keinem Mann spurlos vorbei.

Nur mein Kerl bleibt cool: „Ich weiß.“

Meine Schwangerschaft dauert nun schon elf Monate. 9-10 sollen ja normal sein und ich zähle das Frühchen FT Hamburger Meisterschaften im Mai mal nicht mit. Auch nicht die Sturzgeburt bei dem Monte Carlo Supa-Dupa-High-Roller TV-Turnier.

Bei der WSOP und der EPT steckt das Kind einfach fest. Ich habe nicht einmal Wehen, nur kurzzeitig merke ich ab und zu ein leichtes Ziehen auf dem Flop. Spätestens beim Einsetzen des Rivers überlegt das Kind es sich doch meistens anders. „Ist doch so schön hier drin, ich hab noch gar keine Lust“.

Ok, manchmal dauert es halt länger. Ich selbst wurde ja auch nur durch Gewalt zum Showdown gezwungen. Nachdem sich meine Mutter tagelang mit mir rumgeärgert hat, wurde einfach kurzerhand das Messer genommen. Den Trick habe ich allerdings auch schon ausprobiert. Klappt im Moment nicht so richtig. Keine Ahnung, mit welcher List die mich damals erwischt haben, meine Gegner jedenfalls lassen sich in letzter Zeit nicht mal mit der Saugglocke auf die Welt holen.

Eigentlich ist meine Fruchtblase schon geplatzt und das Kind auf dem Weg zum ersten Schrei, da macht immer noch einer den Wehen-Stopper an.

„Du spielst einfach zu wenig Turniere.“ sagt Andy Krause. „Einmal im Monat ein EPT und WSOP ist nicht genug. Du musst mindestens 6-10 Turniere im Monat spielen.“ „Alles Quatsch“ sagt Jan „wenn’s läuft dann läuft’s, wenn nicht dann nicht“.

Für die Umsetzung des ersten Ratschlages müsste ich auf alles verzichten, was mir sonst noch Freude macht, wäre gar nie zu Hause und mein Kerl würde nach einem Jahr die Scheidung einreichen. Den Rest würde die Fürsorge erledigen. Wenn ich Jans Rat umsetzen würde, müsste ich zu einer Kartenlegerin auf den Dom gehen und eine Voodoo-Sitzung buchen.

Ich entscheide mich dafür weiterhin dickfällig zu sein. Keine Scheidung, keine Hexen-Puppen. Lieber schaue ich mir noch mal eine Zeitlang dumme Set-ups, wahnsinnige 2-outer und noch mehr Kuriositäten an.

Nächste Gelegenheit zur Entbindung ist am kommenden Wochenende. Für alle, die Langeweile haben, können sich stattdessen im Kreissaal des DSF am Donnerstagabend einen Wehen-Stopper ansehen. Falls der Sender keinen Kaiserschnitt gemacht hat.

Meine Mutter sagt immer: „Die meisten Kinder kommen raus, die wenigstens bleiben drin.“ Wollen wir mal hoffen, dass das lange Brüten sich auszahlt.

Das wird bestimmt eine Zangengeburt und mindestens ein Mädchen.

Categories:   Blog

Comments